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Gemeindebrief zum 24.01.2021

Das ist ja nicht gerade ein besonders ermutigender Auftakt
für eine Frohbotschaft.
Da wird der landesweit bekannte Johannes der Täufer ins Gefängnis geworden, und der Evangelist Markus hat dazu nur den kurzen Kommentar:
Und Jesus ging danach wieder nach Galiläa, wo er hergekommen war.

Das Ganze klingt ja ein bisschen herzlos.

Vielleicht ist es ja der Stil des Evangelisten, so kurz angebunden mit den Ereignissen umzugehen. Unter den Evangelisten ist Markus derjenige, der immer auf dem kürzesten Weg zur Sache kommt. Darum ist sein Evangelium auch besonders kurz geworden. Aber man sagt von ihm auch, dass er als erster das Auftreten und Wirken Jesu aufgeschrieben hat. Bei der größeren Nähe zu den Ereignissen konnte er sich wahrscheinlich auf die wesentlichen Dinge konzentrieren, denn es war ja vieles noch bei den Leuten als mündliche Überlieferung im Umlauf. Man musste da nicht auf alles eingehen. Man musste nicht entfalten, sondern die Dinge auf den Punkt bringen.

Und das war der springende Punkt: Die Zeit ist erfüllt.

Es ist nicht irgendeine Zeit, nicht eine Zeit mit vertrauten Dingen.
Es geht um etwas ganz Neues: Das Reich Gottes ist nahe.
Na ja, so ganz neu war Gott nicht. Da gab es ja schon eine durchaus beachtliche Zeit mit dem Gott, der sich sein eigenes Volk erwählt hatte, auch wenn dieses Volk nicht immer glücklich über diese Wahl schien und auf andere Götter reinfiel. Und wenn mit dem Reich eine Art Herrschaft gemeint sein sollte, dann konnte man durchaus an die akribischen Vorschriften denken, die das Zusammenleben mit Gott regeln sollten.

Ihr Pfarrer Klaus Koltermann

Tel. 02133-91591

Mail: pastor.koltermann@dormagen-nord.de

1. LESUNG - JONA 3,1-5. 10 Lesung aus dem Buch Jona.

Das Wort des Herrn erging an Jona:
Mach dich auf den Weg und geh nach Nínive, der großen Stadt, und rufe ihr all das zu, was ich dir sagen werde!
Jona machte sich auf den Weg und ging nach Nínive, wie der Herr es ihm befohlen hatte.

Nínive war eine große Stadt vor Gott; man brauchte drei Tage, um sie zu durchqueren. Jona begann, in die Stadt hineinzugehen;
er ging einen Tag lang und rief: Noch vierzig Tage und Nínive ist zerstört!

Und die Leute von Nínive glaubten Gott.

Sie riefen ein Fasten aus und alle, Groß und Klein, zogen Bußgewänder an.
Und Gott sah ihr Verhalten; er sah, dass sie umkehrten und sich von ihren bösen Taten abwandten. Da reute Gott das Unheil, das er ihnen angedroht hatte, und er tat es nicht.

2. LESUNG - 1 KOR 7,29-31 Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korínth.

Ich sage euch, Brüder:

Die Zeit ist kurz.

Daher soll, wer eine Frau hat, sich in Zukunft so verhalten, als habe er keine,
wer weint, als weine er nicht,
wer sich freut, als freue er sich nicht,
wer kauft, als würde er nicht Eigentümer,
wer sich die Welt zunutze macht, als nutze er sie nicht;
denn die Gestalt dieser Welt vergeht.

EVANGELIUM - MK 1,14-20 Aus dem heiligen Evangelium nach Markus.

Nachdem Johannes ausgeliefert worden war, ging Jesus nach Galiläa;
er verkündete das Evangelium Gottes und sprach:
Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!

Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er Simon und Andreas, den Bruder des Simon, die auf dem See ihre Netze auswarfen; sie waren nämlich Fischer.

Da sagte er zu ihnen:
Kommt her, mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen.

Und sogleich ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm nach.
Als er ein Stück weiterging, sah er Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes; sie waren im Boot und richteten ihre Netze her.
Sogleich rief er sie und sie ließen ihren Vater Zebedäus mit seinen Tagelöhnern im Boot zurück und folgten Jesus nach.

Predigt

Die Begriffe „Umkehr" und „Bekehrung" sind heute ziemlich unmodern.

Man liest sie zwar an zentralen Stellen in der Bibel – wie in der Predigt Johannes des Täufers und in der Botschaft Jesu –, nimmt sie aber nicht weiter ernst. Den Ruf zur Umkehr weist man eher frömmelnden Gruppen und moralisierenden Sekten zu und sieht darin eine antiquierte Pastoral.

Kurz: Wer das Wort „Bekehrung" heute in den Mund nimmt, gilt häufig als unangenehmer, nicht mehr zeitgemäßer Moralapostel.

Gleichzeitig wird aber seltsamerweise ein ganz ähnliches Wort in der Gesellschaft großgeschrieben: nämlich das Wort Änderung oder Veränderung.
Die einen wollen dünner werden und probieren dazu alle möglichen Diäten aus,
die anderen wollen schlauer werden und bevölkern deshalb die Universitäten und Volkshochschulen zu Tausenden.
Die nächsten wollen ruhiger werden und ziehen sich deshalb aufs Land oder in ein Kloster zurück,
wieder andere wollen mächtiger werden und machen sich deshalb immer mehr Stress.
Das ganze Leben schreit nach Veränderung. Auch die pastorale Situation in unseren Bistümern schreit danach. Obwohl niemand richtig weiß, wie es gehen soll, ist man sich doch darin einig, dass sich etwas ändern muss.

Nur – wohin geht die Veränderung?

Ändert sie wirklich nachhaltig etwas in der Kirche oder in meinem Leben?
Oder ist es nur eine einfache Anpassung an das, was in der Gesellschaft gerade „in" ist?

In dieser Frage kann ein Blick auf den biblischen Begriff der Umkehr hilfreich sein. Umkehr im biblischen Sinn hat natürlich auch etwas mit Veränderung zu tun, geht aber weit darüber hinaus.
Sie meint in erster Linie einen Aufbruch auf ein Ziel hin. Und dieses Ziel heißt Gott. Wenn Jesus die Menschen seiner Zeit zur Umkehr ruft, reicht es nicht aus, sich einfach oberflächlich zu ändern.

Man muss ein Ziel vor Augen haben, und das ist bei Jesus das Reich Gottes, das Evangelium:
„Kehrt um und glaubt an das Evangelium!, heißt es ganz dezidiert am Beginn des Markusevangeliums, das uns dieses Jahr an den Sonntagen begleiten wird.

Jesus gibt hier nicht nur die Methode an, sondern auch das Ziel.
Umkehr und Neuanfang, so wird uns zu Beginn des Jahreskreises gesagt, meint eine Rückkehr zum Ursprung und zur Quelle des Lebens.
Konkret heißt das: „Ihr kommt ans Ziel, wenn ihr euch an das Evangelium haltet."

Die Ausrichtung an den Grundsätzen des Evangeliums ist deshalb für die Kirche wie für jeden Einzelnen der Maßstab, an den man sich halten soll, das Kriterium zur Unterscheidung der Geister, unabhängig davon, wie es in dieser Gesellschaft ankommt.
Als Christen dürfen wir uns daher weder scheuen, populär noch unpopulär zu sein.

Denn manches, was im Evangelium steht, ist durchaus „in", wie der Einsatz für den Frieden oder für Flüchtlinge, für Versöhnung und Bewahrung der Schöpfung.
Manches allerdings ist ziemlich „out", etwa die Treue zu einer einmal gefassten Entscheidung, der Verzicht auf „Selbstverwirklichung" oder der Mut zu klaren, manchmal auch harten Botschaften. Aber beides gehört zum Evangelium und prägt die Botschaft Jesu. Die konsequente Orientierung am Evangelium ist daher die biblische Bekehrung, die Jesus meint.

Der heutige Veränderungswille hat mit dem Aufruf Jesu zur Umkehr zwar grundsätzlich gemeinsam, dass der Mensch dazu kommt, sich selbst und sein Leben zu überdenken und die Kraft aufbringt, aus dem alten Trott auszubrechen. Dieser Wille ist durchaus lobenswert und positiv aufzunehmen. Ebenso wichtig ist es aber, als Christen dabei das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Denn es geht nicht darum, sich selbst zu einem besseren Menschen zu machen. Vielmehr sollen wir Menschen nach dem Plan und Willen des Schöpfers werden.

Es mag paradox klingen: Der eigentliche Fortschritt des Menschen liegt darin, dass er zu Gott zurückkehrt, dass er sich wiederfindet in Gott. Die wirksamste und beste Selbstfindung, die heute so wichtig ist, liegt darin, Gott zu finden.

Bei ihm dürfen wir zuhause sein, bei ihm dürfen und können wir ganz wir selbst sein.

Und aus dieser Rückkehr zu Gott entsteht dann konkrete Veränderung, wie es im Beispiel des verlorenen Sohnes der Fall ist, der eine Zukunft geschenkt bekommt und sein Leben ändert, weil er zum Vater zurückgekehrt ist.

Fürbitten

Jesus Christus traut uns zu, Menschenfischer zu sein,
er gibt uns Kraft und Zuversicht dazu.

Im Vertrauen auf seine Hilfe legen wir ihm die Menschen ans Herz,
die uns besonders wichtig sind.

Bitten:

1. Wir denken an die Menschen in unserem Land,
die nach Orientierung suchen für ihre Familien,
für ihre berufliche Zukunft und für sich selbst.
(kurze Stille) V: Christus, höre uns. A: Christus, erhöre uns.

2. Wir denken an alle, die sich um Erkrankte und nur langsam Genesende sorgen,
die trauern, weil sie geliebte Angehörige oder enge Freunde verloren haben und einsam sind.
(kurze Stille) V: Christus, höre uns. A: Christus, erhöre uns.

3. Wir denken an die Verantwortlichen im Gesundheitswesen
und in den sozialen Einrichtungen;
an die Einsatzkräfte in Impfzentren und Kliniken,
die sich für die besonders Gefährdeten engagieren und sie schnell versorgen.
(kurze Stille) V: Christus, höre uns. A: Christus, erhöre uns.

4. Wir denken an die Skeptischen und Verunsicherten,
die den Sinn der Einschränkungen nur noch schwer verstehen,
die Widerstrebenden und laut Protestierenden,
die Leichtfertigen und Gedankenlosen.
(kurze Stille) V: Christus, höre uns. A: Christus, erhöre uns.

5. Wir denken an die Regierenden in den Staaten,
die Atomwaffen geächtet und verboten haben;
an die politischen und kirchlichen Gruppen,
die auch in schwierigen Zeiten für Frieden und Gerechtigkeit eintreten;
und an Politikerinnen und Politiker, die noch zögern, den Verbotsvertrag zu unterzeichnen.
(kurze Stille) V: Christus, höre uns. A: Christus, erhöre uns.

6. Wir denken an die Frauen und Männer,
die Menschenrechte auch in der Weltwirtschaft und im Handel sichern wollen;
die sich für faire Arbeitsbedingungen und Löhne überall einsetzen.
(kurze Stille) V: Christus, höre uns. A: Christus, erhöre uns.

7. Wir denken an die Menschen, die sich für Versöhnung stark machen -
in den Vereinigten Staaten und bei uns;
an alle, die statt auf das zwischen uns lieber auf das schauen, was vor uns liegt.
(kurze Stille) V: Christus, höre uns. A: Christus, erhöre uns.

8. Wir sind verbunden mit den Verantwortlichen in unseren Kirchen,
die nach einer Einigung auf dem Synodalen Weg suchen;
mit Gläubigen, deren Geduld verbraucht ist und die ihre Kirche verlassen;
und mit denen, die auf eine gute Zukunft deiner Kirche vertrauen und bleiben.
(kurze Stille) V: Christus, höre uns. A: Christus, erhöre uns.

Abschluss-Gebet:

Jesus Christus, Freund und Bruder,

du hast uns gezeigt,

wie wir mit Wort und Tat Menschen für deine Nachfolge gewinnen können.

Wir danken dir für dein Vertrauen in unsere Zuversicht und Kraft;

wir loben deine Stärke - jetzt und bis in deine Ewigkeit.

Amen

Quelle Bistum Trier

22.01.2021

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