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Gemeindebrief zum 20.09.2020

Liebe Gemeindemitglieder,

in unserem Leben zu kurz zu kommen ist eine Angst, die wir sehr oft in unserem Leben spüren.
Diese Angst macht uns unfrei.
Die Angst, dass wir im Leben zu kurz kommen führt uns zum Neid und Egoismus, zur Störung in unseren Beziehungen zu Gott und unseren Mitmenschen.

Jesus schenkt uns alles, was wir zum Leben brauchen.
Gott liebt den Menschen.
Gott liebt alle gleich ohne Ansehen der Person.
In dieser Stunde vertrauen wir Gottes maßloser Güte.
Gott beschenkt uns jetzt mit seiner Liebe.

Ihr Pater Jaison

Mail: pater.jaison@dormagen-nord.de

1. Lesung: Jes 55,6–9

Suchet den HERRN, solange er zu finden ist;
ruft ihn an, solange er nahe ist.
Der Gottlose lasse von seinem Wege und der Übeltäter von seinen Gedanken und bekehre sich zum HERRN, so wird er sich seiner erbarmen, und zu unserm Gott, denn bei ihm ist viel Vergebung.
Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR, sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.

Evangelium: Mt 20,1–16a

Denn das Himmelreich gleicht einem Hausherrn, der früh am Morgen ausging, um Arbeiter anzuwerben für seinen Weinberg. Und als er mit den Arbeitern einig wurde über einen Silbergroschen als Tagelohn, sandte er sie in seinen Weinberg.

Und er ging aus um die dritte Stunde und sah andere auf dem Markt müßig stehen und sprach zu ihnen:
Geht ihr auch hin in den Weinberg; ich will euch geben, was recht ist.
Und sie gingen hin.

Abermals ging er aus um die sechste und um die neunte Stunde und tat dasselbe.

Um die elfte Stunde aber ging er aus und fand andere stehen und sprach zu ihnen:
Was steht ihr den ganzen Tag müßig da?
Sie sprachen zu ihm:
Es hat uns niemand angeworben.
Er sprach zu ihnen:
Geht ihr auch hin in den Weinberg.

Als es nun Abend wurde, sprach der Herr des Weinbergs zu seinem Verwalter:
Ruf die Arbeiter und gib ihnen den Lohn und fang an bei den letzten bis zu den ersten.

Da kamen, die um die elfte Stunde angeworben waren, und jeder empfing seinen Silbergroschen. Als aber die Ersten kamen, meinten sie, sie würden mehr empfangen; und sie empfingen auch ein jeder seinen Silbergroschen. Und als sie den empfingen, murrten sie gegen den Hausherrn und sprachen:
Diese Letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, doch du hast sie uns gleichgestellt, die wir des Tages Last und die Hitze getragen haben.
Er antwortete aber und sagte zu einem von ihnen:
Mein Freund, ich tu dir nicht Unrecht. Bist du nicht mit mir einig geworden über einen Silbergroschen? Nimm, was dein ist, und geh! Ich will aber diesem Letzten dasselbe geben wie dir. Oder habe ich nicht Macht zu tun, was ich will, mit dem, was mein ist? Siehst du darum scheel, weil ich so gütig bin?

So werden die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein.

Gedanken zum Evangelium

In einigen Gebieten Deutschlands finden noch Wahlen statt.

Durch die Stichwahl wird entschieden, wer die Mehrheit der Stimmen bekommt und wer schließlich die gewünschte Person an erster Stelle wird.
Zur Wahlzeit werden viele Versprechen gemacht und entsprechend zu diesen Versprechen fällt manchmal die Wahl aus.
Die Menschen möchten einige Themen in ihrem Gebiet umgesetzt haben.

Versprechen,--- darum geht es auch im heutigen Evangelium.

Der Gutsbesitzer setzte frühmorgens mit seinen Arbeitern einen Denar als Lohn fest und weiteren Arbeitern hat er einen gerechten Lohn versprochen. So lesen wir in diesem Sonntagsevangelium.

Nach dem Lesen dieses Evangeliums kommen einem Gedanken oder Themen in den Kopf: z. B.:

Wie viele Stunden mussten die Arbeiter auf dem Feld arbeiten?
Ob das, wie es damals üblich war, fast 12 Stunden waren?
Wie unterschiedlich haben die Menschen gearbeitet?
Wie unterschiedlich motiviert waren sie in ihrem Leben?
Wo waren die Menschen bis dahin oder wo haben die Menschen vorher gearbeitet?
Wie viel Geld haben die Arbeiter letztendlich bekommen?
Was für ein Typ ist der Gutsbesitzer? usw.

Wir werden bestimmt auch das Verhältnis der damaligen Zeit mit unserer Zeit vergleichen. z. B.:
Ein Thema, auf das wir schnell nach dem Evangelium des Sonntags kommen könnten, wäre z. B. gleicher Lohn bei gleicher Arbeit. Offen gesprochen, wird uns der Gutsbesitzer als ein großzügiger und sehr reicher Mensch in allem vorkommen. Er hat Geld genug und er ist auch großzügig. Er möchte, wie wir es in der Gesellschaft in der Coronazeit kennen, den Menschen viel Geld versprechen und geben, damit sie gut in ihrem Leben weiterkommen können. Ähnlich wie die nicht Arbeitenden auch einen gewissen Lohn am Ende des Monats bekommen, gibt der Gutsbesitzer Arbeitern Geld für ihren Tagesbedarf oder für ein lebenswertes Leben.
„Warum hat der Gutsbesitzer den ersten Arbeitern nicht 12 Denare gegeben?", ist für uns ein logischer Gedanke und eine Frage.

Diese Geschichte, das Gleichnis des heutigen Evangeliums, zwingt uns zuallererst einmal zum Nachdenken über unsere eigenen Bewertungsmaßstäbe.
Der Gutsbesitzer denkt von einem gerechten Mindestlohn her. Er gibt nicht jedem, was er verdient, sondern was er braucht.
Die Gerechtigkeit des Gutsbesitzers orientiert sich an den Bedürfnissen des Einzelnen. Die Leistung ist nicht sein Kriterium. Dem Gutsbesitzer war bestimmt bewusst, dass die Arbeiter unterschiedlich viel leisten können und er wusste auch, dass es Arbeiter gibt, die woanders keinen Erfolg haben.

Für Jesus ging es in diesem Gleichnis um das Himmelreich, um das Reich Gottes.
Jesus beschreibt das Himmelreich anders als „die Pharisäer der Gesellschaft": damals wie heute.
Die „Pharisäer in allen Zeiten" können nur von der Leistung reden.
Je nach Leistung des Menschen wird Gott sie belohnen.

Vor Gott gibt es keine Ersten und Letzten!
Vor Gott gibt es keine Unterschiede, die es unter uns gibt.
Vor ihm sind alle gleich und werden gleichbehandelt.
Wir können Gottes Zuwendung nicht verdienen: wir dürfen sie so annehmen, wie sie ist – unverdient, großzügig geschenkt.
Jeder Mensch hat seinen Platz bei Gott, unabhängig davon, wann er zu ihm Zugang findet. Nicht, was ich leisten kann, ist entscheidend.
Wir sind alle angenommen, geliebt, und erfahren alle die gleiche Wertschätzung.
Nur deshalb arbeiten und leisten wir in unserer Welt, was wir können und so gut wir es können, nicht, weil wir „müssen" oder gar weil Strafe droht. Es geht darum, ob wir uns von Gott finden lassen, ob wir seinen Ruf hören. Auch noch in der letzten Stunde kann einer gerufen werden und dem Ruf antworten. Gottes Liebe schreibt bis zuletzt keinen ab.

Ich muss mich nicht entmutigen lassen, wenn andere mehr können als ich.
Es muss mich nicht neidisch machen, wenn andere mehr leisten oder sich mehr leisten können als ich.
Ich muss mich nicht vergleichen. Vergleichen ist tatsächlich der Anfang von Neid und Unzufriedenheit. Das, was ich kann, ist allemal wert, eingebracht zu werden in meine Welt. Ich bin nicht vergebens hier.

Der Gutsbesitzer im Gleichnis, hinter dem Gott aufscheint, rechnet, bewertet, beurteilt nicht. Für ihn gilt: Gerecht sein bedeutet auch, dem andern gerecht werden.

Das versuchen wir in unserem Leben.
Das versuchen auch die gewählten Politiker und die, die in den nächsten Tagen noch gewählt werden.

Amen.

Fürbitten

Gottes Gerechtigkeit ist größer als menschliche Gerechtigkeit.

Diesem gerechten Gott vertrauen wir unsere Welt an und beten:

-Wir beten für die Menschen, mit denen wir in unserem Leben zu tun haben.
Lehre uns die Wege des Friedens und Barmherzigkeit. Gerechter Gott

-Wir beten für viele Menschen, besonders in der Zeit von Covid-19, die ihre Arbeit verloren haben oder schon arbeitslos waren: dass sie mit Gottvertrauen in ihrem Leben weitergehen.

-Wir beten für die Menschheit, dass sie ohne Neid in ihrem Leben mit allen zurechtkommen.

-Wir denken und beten für die Menschen, die nur auf ihr eigenes Recht schauen.
Hilf ihnen großzügig und barmherzig zu sein.

-Wir beten für die Kranken und für die Menschen mit Behinderung.
Lass sie in der Gesellschaft gleiche Achtung wie alle anderen erhalten.

-Wir denken und beten für unsere Verstorbenen und die vielen Menschen weltweit, die an Covid 19 zu Gott heimgegangen sind, dass sie in deinem Reich den barmherzigen Gott erleben dürfen.

Gütiger Gott, du weißt, was wir für unser Leben brauchen.

Dich loben und preisen wir durch Christus unseren Herrn.

18.09.2020

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