zurück

25. Gemeindebrief zum 06.09.2020

Liebe Mitchristen,

wir Menschen halten uns in unserem Leben an viele Regeln, zum Beispiel das Grundgesetz oder die Straßenverkehrsordnung.
Manchmal machen wir es auch nicht und dann gibt es Sanktionen.
Regeln, so unterschiedlich sie sind, braucht es für eine Gemeinschaft, denn ohne Regeln könnte eine Gemeinschaft nicht gelingen. Dabei schränken Regeln die Freiheit im Individuellen manchmal ein, sollen aber zur Freiheit und zum Wachsen des Gesamten verhelfen.

Wer sich nicht an Regeln hält, also etwas falsch macht, der wird sanktioniert.
Auf Sünde folgt manchmal Strafe. Diese Sanktionen oder Strafen werden von jemandem, einer Person oder einer Institution, ausgesprochen oder verhängt. Doch woher dürfen er oder sie das?
Sie brauchen dafür Legitimation.
Wer über die Einhaltung von Regeln wacht, hat Macht:
Macht über andere Menschen und sollte es sich daher gut überlegen,
wie er mit dieser umgeht.

Ihr Pastor Koltermann

Tel. 02133-91591

Mail: pastor.koltermann@dormagen-nord.de

1. Lesung - EZ 33,7-9

Lesung aus dem Buch Ezechiel.

So spricht der Herr:

Du Menschensohn, ich habe dich dem Haus Israel als Wächter gegeben;
wenn du ein Wort aus meinem Mund hörst, musst du sie vor mir warnen.

Wenn ich zum Schuldigen sage:
Schuldiger, du musst sterben! und wenn du nicht redest,
um den Schuldigen vor seinem Weg zu warnen,
dann wird dieser Schuldige seiner Sünde wegen sterben;
sein Blut aber fordere ich aus deiner Hand zurück.

Du aber, wenn du einen Schuldigen vor seinem Weg gewarnt hast, damit er umkehrt, und er sich nicht abkehrt von seinem Weg,
dann wird er seiner Sünde wegen sterben;
du aber hast dein Leben gerettet.

2. Lesung - RÖM 13,8-10

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom.

Schwestern und Brüder!

Niemandem bleibt etwas schuldig, außer der gegenseitigen Liebe!
Wer den andern liebt, hat das Gesetz erfüllt.
Denn die Gebote:
Du sollst nicht die Ehe brechen,
du sollst nicht töten,
du sollst nicht stehlen,
du sollst nicht begehren!
und alle anderen Gebote sind in dem einen Satz zusammengefasst:
Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.
Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses.
Also ist die Liebe die Erfüllung des Gesetzes.

Gedanken

Im Abschnitt des Matthäusevangeliums, den wir heute hören, spricht Jesus von solchen Sanktionen. Die Einheitsübersetzung überschreibt den Abschnitt mit „die brüderliche Zurechtweisung".
Es wird an keiner Stelle in Frage gestellt, dass es solche Dinge gibt, die nicht sein dürfen. Klar und ungeschminkt werden sie als Sünde benannt.
Es wird auch nicht in Frage gestellt, dass solche sündige Handlung sanktioniert werden muss. Das Entscheidende ist der Maßstab, der Hintergrund, vor dem diese Sanktionen geschehen.

Nochmal:
Wer sündigt, verstößt gegen die Regeln und wird sanktioniert.
Vom Anderen. Aber vor welchem Hintergrund und mit welchem Recht?

Das Evangelium schlägt ein dreistufiges Verfahren vor.

Zunächst sollst du mit deinem Bruder – selbstverständlich gilt das auch für die Schwester – unter vier Augen sprechen. Diese Art der Zurechtweisung schützt den Anderen, den Sünder. Ziel ist also die Veränderung des Verhaltens und nicht die öffentliche Bloßstellung.

Als zweite Stufe sagt Jesus, dass die Sache durch zwei oder drei Zeugen geklärt werden solle. Zum einen wird hier deutlich, dass sündiges Verhalten immer die Gemeinschaft betrifft, weil es das Zusammenleben stört und somit auch durch die Gemeinschaft behandelt werden muss.

Zum anderen ist wieder klar, dass nicht das Bloßstellen Ziel ist, denn erst als dritter Schritt wird das Erzählen der Tat vor der Gemeinde genannt.

Bei diesen Gedanken wird mir deutlich:
Wenn es auch schwer ist, Kritik anzunehmen, da sie oft auch weh tut, da sie mir schmerzlich vor Augen führt: Auch wenn ich nicht so vollkommen bin wie ich es glaube, so ist auch eine notwendige Zurechtweisung einer Schwester oder eines Bruders sehr wichtig im Leben einer christlichen Gemeinde, im Leben eines Christen.

Jesus zeigt das im Evangelium.
In jeder Gemeinde und auch im Leben eines Menschen gibt es Punkte, die anderen schaden können, die das Leben in der Gemeinde und auch das Leben eines Menschen oder das eigene Leben schaden können. Da kann es ein Akt der gegenseitigen Liebe sein, wenn ich einen Mitmenschen zurechtweise.

Ich suche das Wohl des anderen.
Ich suche das Glück des anderen.
Ich möchte, dass sein Leben gelingt.

Darum versuche ich es in echter Demut unter vier Augen, so wie Jesus es empfiehlt. Ein Gespräch unter vier Augen schützt den Nächsten. Es wahrt seine Würde.
Schon dazu braucht es Mut. Doch es geht mir um den anderen.
Bringt das keinen Erfolg, dann soll man sich Zeugen dazu holen.
Auch das schützt noch den anderen.
Wenn das nichts bringt, dann erst soll die Gemeinde entscheiden.
Erst dann "sei er für dich wie ein Heide oder ein Zöllner".
Beachten wir eines: Jesus hat sich stets um diese Menschen bemüht.
Er wollte sie zurückgewinnen für Gott.
Jeder Mensch braucht die Möglichkeit, neu umzukehren.

Sonntag, 06.09.2020 Einleitung:

Gott, unser Heil, in diesen Zeiten der Pandemie erfahren wir leidvoll, wie verwundbar und hinfällig, wie erlösungsbedürftig wir sind.

Zusammen mit unseren Schwestern und Brüdern in der ganzen Welt rufen wir zu dir, der du allein unser Halt und Leben bist:

Bitten

Wir beten für all die Kinder, Frauen und Männer,
die an Covid-19 erkrankt sind, manche von ihnen sehr schwer;
- kurze Stille - V: Heilender Gott -
A: Erbarme dich.

Wir beten für die Menschen, die infiziert sind oder eine Infektion fürchten müssen;
für alle, die sich selbst und andere schützen.
Wir denken an die vielen, die zu wenig von der Gefahr wissen oder für die es nur unzureichenden Schutz gibt.
- kurze Stille - V: Gott, Beschützer der Menschen -
A: Erbarme dich.

Wir beten für alle Menschen weltweit, die Leidtragende einer mangelhaften oder überlasteten medizinischen Versorgung sind.
- kurze Stille - V: Fürsorglicher Gott -
A: Erbarme dich.

Wir beten für alle Menschen, deren Not durch die Pandemie noch wächst - weil sie Arbeit und Wohnung verlieren oder weil sie vereinsamen.
- kurze Stille - V: Gott, fern und nah -
A: Erbarme dich.

Wir beten für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kirche in allen Ländern und Erdteilen, für die Ordensleute und Priester, für alle Christinnen und Christen, die nah bei den Notleidenden sind, die sich selbst in Gefahr bringen - und von denen auch viele erkrankt und gestorben sind.
- kurze Stille - V: Liebevoller Gott -
A: Erbarme dich.

Wir beten für die Kinder, Frauen und Männer, die während der Pandemie unter weiteren Bedrängnissen leiden:
unter Hunger und anderen Krankheiten,
unter Terror und Einschüchterung, Gewalt und Unterdrückung, Krieg und Bürgerkrieg.
Und für alle, die wenigstens für jetzt Waffenruhe und Frieden fordern.
- kurze Stille - V: Gott des Friedens -
A: Erbarme dich.

Wir beten für alle, die mit Wort und Tat anderen Menschen in besonderer Not beistehen, die in dieser schweren Zeit vom eigenen Überfluss abgeben oder das Wenige teilen, das sie selbst haben.
- kurze Stille - V: Dienender Gott -
A: Erbarme dich.

Wir beten für die Toten und für alle, die um sie trauern.
- kurze Stille - V: Gott des Lebens -
A: Erbarme dich.

Abschluss-Gebet

Allmächtiger, gütiger Gott,

Schöpfer der Welt und Herr über Leben und Tod:

In dieser Zeit der Unsicherheit und Krankheit
brauchen wir deinen Schutz und Segen.

Deiner Liebe vertrauen wir uns und die Welt an
und danken dir für die Hoffnung auf wirkliches Leben -
dir sei die Ehre heute und morgen und in Ewigkeit.

Amen.

Quelle: Bistum Trier

04.09.2020

drucken | zurück