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9. Gemeindebrief Predigt zum Sonntag 16./17.05.2020

Liebe Gemeindemitglieder,

Heute, am sechsten Sonntag der Osterzeit, richtet sich der Blick schon ganz auf das Pfingstfest, das wir in zwei Wochen feiern werden. Jesus verheißt den Jüngern in den sogenannten „Abschiedsreden" den Heiligen Geist als Beistand für die Zeit, in der er nicht mehr unter ihnen sein wird.

Auch wir brauchen diesen Geist, der uns von innen heraus Kraft gibt und anspornt zu einem guten Leben in der Nachfolge Christi.

Klaus Koltermann, Pfarrer

Conrad-Schlaun-Straße 5, 41542 Dormagen
Tel. 02133 91591
Mail: pastor.koltermann@dormagen-nord.de

(PDF)

Erste Lesung Apg 8, 5–8.14–17

In jenen Tagen kam Philíppus in die Hauptstadt Samáriens hinab und verkündete dort Christus.
Und die Menge achtete einmütig auf die Worte des Philíppus;
sie hörten zu und sahen die Zeichen, die er tat.

Denn aus vielen Besessenen fuhren unter lautem Geschrei die unreinen Geister aus; auch viele Lahme und Verkrüppelte wurden geheilt.
So herrschte große Freude in jener Stadt.

Als die Apostel in Jerusalem hörten, dass Samárien das Wort Gottes angenommen hatte, schickten sie Petrus und Johannes dorthin.
Diese zogen hinab und beteten für sie, dass sie den Heiligen Geist empfingen.
Denn er war noch auf keinen von ihnen herabgekommen; sie waren nur getauft auf den Namen Jesu, des Herrn.

Dann legten sie ihnen die Hände auf und sie empfingen den Heiligen Geist.

Zweite Lesung1 Petr 3, 15–18

Schwestern und Brüder!

Heiligt in eurem Herzen Christus, den Herrn!

Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt; antwortet aber bescheiden und ehrfürchtig, denn ihr habt ein reines Gewissen, damit jene, die euren rechtschaffenen Lebenswandel in Christus in schlechten Ruf bringen, wegen ihrer Verleumdungen beschämt werden.

Denn es ist besser, für gute Taten zu leiden, wenn es Gottes Wille ist, als für böse.

Denn auch Christus ist der Sünden wegen ein einziges Mal gestorben, ein Gerechter für Ungerechte, damit er euch zu Gott hinführe, nachdem er dem Fleisch nach zwar getötet, aber dem Geist nach lebendig gemacht wurde.

Evangelium Joh 14, 15–21 Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:

Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.

Und ich werde den Vater bitten und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt.
Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird.
Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen, ich komme zu euch.
Nur noch kurze Zeit und die Welt sieht mich nicht mehr; ihr aber seht mich, weil ich lebe und auch ihr leben werdet.

An jenem Tag werdet ihr erkennen:

Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir und ich bin in euch.
Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt;
wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.

Gedanken zum 6. Sonntag in der Osterzeit

Liebe Mitchristen,

der Straßenverkehr wird mit Hilfe von Verkehrsschildern geleitet.
Das funktioniert in der Regel. Verkehrsschilder beruhen auf der Akzeptanz aller Teilnehmer/ innen im Straßenverkehr und sollen uns helfen zurecht zu kommen. Entscheidend ist, dass sich alle an die Regel halten.

Stellen Sie sich nun vor, jeden Tag müsste neu entschieden werden:

„Wie sollen wir heute fahren?
Sollen wir heute auf der linken oder auf der rechten Straßenseite fahren?"

Jeden Tag neu aushandeln. Das wäre Chaos!

Verkehrsschilder haben damit ihr Gutes und leiten das Leben von außen.
Das Leben von außen leiten: Das verleitet manche dazu, das Leben insgesamt, eine ganze Gesellschaft in gewisse Bahnen zu lenken. Schon so einige haben hierzu einen Versuch unternommen. Verbreitete Handlungsweisen werden zu einer Leitkultur zusammengefasst. Eine Begründung der Leitkultur bleibt meist aus. Aber es wird der Anspruch erhoben, alle sollen so handeln. Die Leitkultur ist der Versuch, das Leben von außen zu leiten. Was im Bereich des Straßenverkehrs zu klappen scheint, wird auf das gesamte Leben übertragen. Das funktioniert nicht.

Die entscheidende Frage ist:

Was leitet Kultur?
Welche Haltung, welche Einstellung, ja welcher Geist weht durch unsere Kultur?

Es geht darum, das Leben von innen heraus zu leiten.
Entscheidend ist doch die innere Einstellung, die mich dazu führt, vielleicht auch drängt oder danach sehnen lässt: Ich will mein Leben mit der Frohen Botschaft irgendwie in Verbindung bringen. Und wenn es manchmal nur die eine Stunde in der Woche ist, die nur mir und manchmal vielleicht auch meinen Gott gehört.

Es ist eine Frage der Motivation.
Was bewegt mich?
Ich sehe z. B. ein Verkehrsschild mit einer Geschwindigkeitsbeschränkung. 30-er Zone. Ich fahre langsamer, um eine drohende Geldstrafe zu vermeiden.
Oder: Die Bezahlung der Arbeit ist ein äußerer Reiz, der mein Leben von außen leitet.

Wenn Sie auf Ihr Leben schauen:
Von was lassen Sie sich leiten?
Von wem lassen Sie sich leiten?
Was leitet Ihre persönliche Kultur?
Welche Motivationen entdecken Sie in sich?

Im Evangelium hören wir Jesus selbst, der den Jüngern Mut macht für die Zeit, in der er nicht mehr leiblich da ist. Wenn ihr mich liebt, werdet ihr nach meiner Weisung leben – und dann bin ich auf andere Art bei euch: im Geist, den der Vater gibt und den ihr wahrnehmt, weil ihr mit mir verbunden seid. „Ihr seid in mir und ich bin in euch!"

Die Beziehung zu Christus ist beständig. Sie ist über die Jahrhunderte erfahrbar, auch heute. Wir haben Zeugnisse über seine Worte und sein Leben in der Heiligen Schrift. Wir haben die Erfahrungen vieler gläubiger Menschen. Wir haben die Sakramente, Gebete, Lieder und Zeichen, die uns mit ihm in Berührung bringen. Damals wie heute ist es wichtig, nicht allein auf dem Weg zu sein, die Gemeinschaft mit anderen Glaubenden zu finden. Das bestärkt, wenn Fragen oder Zweifel kommen, das eröffnet neue Sichtweisen und ermöglicht neue Erfahrungen. Alleine zu glauben ist auf Dauer schwer, in der Gemeinschaft liegt Unterstützung und auch Wegweisung.

Hat Jesus nicht selbst gesagt:
Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen"?
Erfahren wir das nicht auch seit der Öffnung der Gottesdienste seine Nähe inmitten von Einschränkungen des Lebens?
Er leitet an und motiviert uns für den nächsten Tag und die kommende Woche.
Die Frühe Kirche wusste sich nach wie vor als Gemeinde Jesu, fühlte sich mit ihm verbunden. Was die Menschen damals in ihm gefunden hatten, erfüllte sie – und was sie erfüllte, konnten sie nicht für sich behalten. Das mussten sie weitererzählen und das prägte ihr Tun und ihr Miteinander, natürlich auch damals mit Auseinandersetzungen und Schwächen. Aber die junge Kirche war sehr lebendig!


Der Blick auf sie gibt reichlich Anhaltspunkte für unseren Weg als Kirche in dieser zerrissenen Welt.

Pastor Klaus Koltermann

Fürbitten

Einleitung:

Jesus verheißt den Seinen den Geist der Wahrheit und der Liebe.
In diesem Geist beten wir zu Gott in den Nöten unserer Tage:

Bitten:
Beten wir für die Christinnen und Christen, die anderen ein Vorbild sind.
Für gläubige Menschen, die wegen ihrer Lebensweise angefeindet werden.
Denken wir auch an jene, die an den eigenen moralischen Ansprüchen scheitern.
V: Sende aus deinen Geist - (A:) und das Antlitz der Erde wird neu.

Wir beten für alle verunsicherten Menschen.
Wir denken an jene, die in diesen Tagen nach einfachen Wahrheiten suchen und die sich von Verschwörungstheorien und falschen Nachrichten in die Irre führen lassen.
V: Sende aus deinen Geist - (A:) und das Antlitz der Erde wird neu.

Wir beten für die Männer und Frauen, die vor ihrer Zukunft Angst haben.
Für die vielen in Kurzarbeit und alle, die arbeitslos geworden sind.
Für Unternehmer und Unternehmerinnen, die ihre Betriebe aufgeben müssen.
V: Sende aus deinen Geist - (A:) und das Antlitz der Erde wird neu.

Wir beten für die Pflegekräfte und alle, die sich in den Krankenhäusern, Altenheimen und Pflegeeinrichtungen für das Wohl der ihnen anvertrauten Menschen einsetzen.
Für alle, die von schlechten Arbeitsbedingungen belastet sind.
V: Sende aus deinen Geist - (A:) und das Antlitz der Erde wird neu.

Wir denken an die Schülerinnen und Schüler, die Lehrerinnen und Lehrer.
Für alle, die sich zur Zeit an einen neuen Schulalltag gewöhnen.
Für die Kinder, die weiterhin zuhause bleiben müssen, und ihre Eltern, die sie betreuen.
V: Sende aus deinen Geist - (A:) und das Antlitz der Erde wird neu.

Beten wir für die Bürgerinnen und Bürger in Israel und für ihre neue Regierung.
Für alle, die eine friedvolle Zukunft im Heiligen Land mitzugestalten versuchen.
V: Sende aus deinen Geist - (A:) und das Antlitz der Erde wird neu.

Wir beten für alle Opfer von Gewalt und denken besonders an die Toten und Verletzten beim Anschlag auf die Geburtsklinik in Kabul.
V: Sende aus deinen Geist - (A:) und das Antlitz der Erde wird neu.

Abschluss-Gebet:
Guter Gott, du sendest deinen Geist des Trostes und der Zuversicht allen, die dich darum bitten.
Darum danken wir dir jetzt und in Ewigkeit. Amen.

Quelle: Erzbistum Trier

Impuls für die Coronazeit

Ja, wir glauben und vertrauen, dass Gott mit uns geht auch in dieser Zeit.
Und dennoch wird das Fehlen der Mitmenschen im Alltag immer schmerzlicher.
Gott, danke für deine Wegbegleitung in unserem Leben.
Für dein Dasein.
Und dennoch, Gott, fehlen uns unsere Freunde, unsere Familie.
Begleite uns im Kontaktaufnehmen, im Nachfragen bei anderen Menschen.
Sei bei uns,
wenn uns jemand fehlt, um den Alltag zu verstehen,
wenn wir uns jemanden wünschen, der uns anleitet,
wenn wir uns alleine fühlen.

Amen.

Ich wünsche uns Menschen, die mit dem derzeit nötigen Abstand unser Leben begleiten.
Die anrufen, die schreiben, die an uns denken.

Julia Mokry

Segensgebet

Guter und barmherziger Gott, in Jesus bist du uns nahegekommen.
Er kann uns zum inwendigen Lehrer werden, wenn wir ihn nur erkennen könnten.

Sende uns dazu Deinen Beistand, Deinen Heiligen Geist, damit jede und jeder seinen und ihren Weg erkennen und leben kann.

So segne uns, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

Amen.

14.05.2020

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