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7. Gemeindebrief: Predigt zum Sonntag 02./03.05.2020

4. Sonntag in der Osterzeit

Liebe Gemeindemitglieder,

mit dem 4. Ostersonntag, dem Sonntag vom Guten Hirten, erinnern wir uns an das älteste und vielleicht schönste Bild, mit dem Jesus benannt, angerufen und dargestellt wird:
der gute Hirte.

Dieser Sonntag ist auch der Weltgebetstag für geistliche Berufe.
Der gute Hirte wird sein eigenes Leben riskieren, um die Schafe seiner Herde zu schützen und sicher zu leiten.
Wir sind berufen, einander gute Hirten zu sein und den Weg des Friedens, der Freude und der Liebe zu zeigen.
In der Zeit der weltweiten Epidemie brauchen wir viele Hirten,
die mit Abstand mit uns gehen,
die uns in der Hoffnungslosigkeit Wegweiser/Innen sind,
die uns Vertrauen schenken,
die Wahrheit sagen,
die es mit uns gut meinen,
die bereit sind mit Kreativität den ungewohnten Weg vertraut zu machen.

Pater Jaison Kavalakatt CMI Pfarrvikar

Tel. 02133-238670 Mail: pater.jaison@dormagen-nord.de

1. Lesung: Apg 2,14a.36–41

Da trat Petrus auf, zusammen mit den Elf; er erhob seine Stimme und begann zu reden mit Gewissheit erkenne also das ganze Haus Israel:
Gott hat ihn zum Herrn und Christus gemacht, diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt. Als sie das hörten, traf es sie mitten ins Herz und sie sagten zu Petrus und den übrigen Aposteln: Was sollen wir tun, Brüder?
Petrus antwortete ihnen: Kehrt um und jeder von euch lasse sich auf den Namen Jesu Christi taufen zur Vergebung eurer Sünden; dann werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen. Denn euch und euren Kindern gilt die Verheißung und all denen in der Ferne, die der Herr, unser Gott, herbeirufen wird.

Mit noch vielen anderen Worten beschwor und ermahnte er sie: Lasst euch retten aus diesem verdorbenen Geschlecht! Die nun, die sein Wort annahmen, ließen sich taufen. An diesem Tag wurden ihrer Gemeinschaft etwa dreitausend Menschen hinzugefügt.

2. Lesung: 1 Petr 2,20b–25

Wenn ihr aber recht handelt und trotzdem Leiden erduldet, das ist eine Gnade in den Augen Gottes. Dazu seid ihr berufen worden; denn auch Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel gegeben, damit ihr seinen Spuren folgt.

Er hat keine Sünde begangen und in seinem Mund war keine Falschheit. Als er geschmäht wurde, schmähte er nicht; als er litt, drohte er nicht, sondern überließ seine Sache dem gerechten Richter. Er hat unsere Sünden mit seinem eigenen Leib auf das Holz des Kreuzes getragen, damit wir tot sind für die Sünden und leben für die Gerechtigkeit. Durch seine Wunden seid ihr geheilt. Denn ihr hattet euch verirrt wie Schafe, jetzt aber habt ihr euch hingewandt zum Hirten und Hüter eurer Seelen.

Evangelium: Joh 10,1–10

Amen, Amen, ich sage euch: Wer in den Schafstall nicht durch die Tür hineingeht, sondern anderswo einsteigt, der ist ein Dieb und ein Räuber.
Wer aber durch die Tür hineingeht, ist der Hirt der Schafe. Ihm öffnet der Türhüter und die Schafe hören auf seine Stimme; er ruft die Schafe, die ihm gehören, einzeln beim Namen und führt sie hinaus. Wenn er alle seine Schafe hinausgetrieben hat, geht er ihnen voraus und die Schafe folgen ihm; denn sie kennen seine Stimme. Einem Fremden aber werden sie nicht folgen, sondern sie werden vor ihm fliehen, weil sie die Stimme der Fremden nicht kennen.

Dieses Gleichnis erzählte ihnen Jesus; aber sie verstanden nicht den Sinn dessen, was er ihnen gesagt hatte.
Weiter sagte Jesus zu ihnen: Amen, Amen, ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Schafen. Alle, die vor mir kamen, sind Diebe und Räuber; aber die Schafe haben nicht auf sie gehört. Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden. Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten; ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.

Predigt

Heute feiern wir den vierten Ostersonntag.

Der 4. Ostersonntag wird auch als der Gute-Hirten-Sonntag genannt.
Im Johannes- Evangelium spricht Jesus Christus von sich als dem Guten Hirten.
Das Bild vom Hirten und der Herde war in der Zeit Jesu selbstverständlich.
Um die Beziehung von König und Volk zu beschreiben benutzten die Menschen diese vertrauensvolle Umschreibung.

Jesus Christus ist der gute Hirte, er ist der wahre König seines Volkes.
Jesus Christus der Sohn Gottes ist in die Welt gekommen nicht um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele (Mk 10,45). So versteht Jesus sich selbst als der gute Hirte.
Seit langer Zeit ist es Tradition der Kirche, diesen Guten-Hirten-Sonntag zugleich als Weltgebetstag für geistliche Berufungen zu begehen.
Priester, Diakone und die Brüder und Schwestern des geweihten Lebens sollen und dürfen im guten Hirten ein Vorbild für ihre Berufung sehen.
In der Liebe zu Christus verwurzelt, stellen sie sich und ihr Leben ganz in den Dienst an Christus und den Menschen. Möge der Herr auch heute viele junge Menschen rufen, ihm mit Entschiedenheit und Freude zu folgen.

Das Gute-Hirten-Bild im Evangelium nennt auch das Bild vom Schafstall und der Tür. Christus ist die Tür zu den Schafen. Durch ihn treten wir – im Sakrament der Taufe – in das Haus Gottes ein, in die Kirche, in die Gemeinschaft aller Getauften.
Das Bild von der Tür ruft uns somit in Erinnerung, dass wir als Christen ohne Christus nichts sind.
Christus ist der Zugang zum Schafstall, durch Christus tritt der Getaufte ein in die Gemeinschaft der Kirche. Aber Christus ist zugleich der gute Hirte, den die Schafe an der Stimme erkennen und die ihm in dieser Vertrautheit folgen.
Christus weiß, dass da auch die „Diebe und Räuber" sind, die eben nicht das Wohl der Schafe, sondern allein ihre eigene Ehre und Ansehen im Sinn tragen.

Es stellt uns die Frage, wer in der Kirche und in ihrem Handeln tatsächlich in der Mitte steht. Ist das Christus? Oder sind es – zumindest manchmal – unsere eigenen Meinungen und Auffassungen, Personen und Aufgaben, Ansprüche und Eitelkeiten? Haltungen, die nicht Christus, sondern sich selbst in das Zentrum der Aufmerksamkeit stellen wollen.

Der Gute Hirte ist ein Aufruf zur Umkehr und zur inneren Neuausrichtung auf den, ohne den wir als Christen nicht sein können, auf den, der gekommen ist, „damit sie das Leben haben und es in Fülle haben".
Dann können wir voll Freude singen:
„Mein Hirt ist Gott der Herr, er wird mich immer weiden."
(GL 421).

Fürbitten

Jesus Christus ist der gute Hirt. Wir bitten heute den guten Hirten für alle, die uns am Herzen liegen:

Wir beten für alle, die ein geistliches Amt ausüben oder dir in besonderer Weise nachfolgen, dass sie ihrer Berufung treu bleiben und von Liebe zu dir und den Menschen erfüllt sind.
Jesus, du Guter Hirt – wir bitten dich, erhöre uns.

Wir beten für die Menschen, die mit dem Covid 19 Virus infiziert wurden und erkrankt sind; wir beten auch für diejenigen, die verunsichert sind und Angst haben.
Jesus, du Guter Hirt – wir bitten dich, erhöre uns.

Wir beten für alle, die im Gesundheitswesen tätig sind und sich mit großem Einsatz um die Kranken kümmern.
Jesus, du Guter Hirt – wir bitten dich, erhöre uns.

Wir beten am guten Hirtensonntag für die politisch Verantwortlichen in unserem Land und international, die Tag um Tag schwierige Entscheidungen für das Gemeinwohl treffen müssen.
Jesus, du Guter Hirt – wir bitten dich, erhöre uns.

Wir beten für alle, die sich ausgeschlossen fühlen von der Gesellschaft oder von der Kirche, dass sie auf Menschen treffen, die ihnen eine Tür öffnen und sie dabei unterstützen ihren Platz zu finden.
Jesus, du Guter Hirt – wir bitten dich, erhöre uns.

Wir beten für alle Menschen, die krank sind und sich einsam fühlen, dass sie deine Nähe spüren und Geborgenheit erfahren.
Jesus, du Guter Hirt – wir bitten dich, erhöre uns.

Wir beten für unsere Verstorbenen, dass du sie auf die Weide des ewigen Lebens führst.
Jesus, du Guter Hirt – wir bitten dich, erhöre uns.

Guter Gott, in deinem Sohn hast du uns einen Bruder und Hirten geschenkt. Dafür danken wir dir und loben dich heute und an allen Tagen unseres Lebens bis in Ewigkeit.

30.04.2020

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