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6. Gemeindebrief: Sonntag 26.04.2020

3. Sonntag in der Osterzeit

Liebe Gemeindemitglieder,

in den Tagen der Osterzeit feiern wir, gegen alle Unsicherheit unserer Zeit, Christus als den auferstandenen Herrn.

Damit sind wir keine Träumer oder realitätsferne Menschen sondern Menschen, die die wichtigste Sicherheit ihres Lebens kennen: Hoffnung auf Leben in Fülle.

Die biblischen Texte heute spannen hierzu einen Bogen zwischen dem bei uns als Feiertag bekannten Ostermontag und dem Pfingstereignis.

Damit wird klar, dass Ostern kein punktuelles Ereignis ist, sondern dauerhaft unser Leben begleiten soll.

Michael Offer, Diakon i. Z.

Tel: 02133-90062
E-Mail: st-pankratius@dormagen-nord.de

1. Lesung: Apg 2,14a. 36-41 Lesung aus der Apostelgeschichte

Am Pfingsttag trat Petrus auf, zusammen mit den Elf;
er erhob seine Stimme und begann zu reden:

Mit Gewissheit erkenne also das ganze Haus Israel:
Gott hat ihn zum Herrn und Christus gemacht, diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt.
Als sie das hörten, traf es sie mitten ins Herz und sie sagten zu Petrus und den übrigen Aposteln:
Was sollen wir tun, Brüder?
Petrus antwortete ihnen:
Kehrt um und jeder von euch lasse sich auf den Namen Jesu Christi taufen zur Vergebung eurer Sünden; dann werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.
Denn euch und euren Kindern gilt die Verheißung und all denen in der Ferne, die der Herr, unser Gott, herbeirufen wird.

Mit noch vielen anderen Worten beschwor und ermahnte er sie:
Lasst euch retten aus diesem verdorbenen Geschlecht!
Die nun, die sein Wort annahmen, ließen sich taufen.

An diesem Tag wurden ihrer Gemeinschaft etwa dreitausend Menschen hinzugefügt.

2. Lesung: 1 Petr 1,17-21 Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Petrus

Schwestern und Brüder!

Wenn ihr den als Vater anruft, der jeden ohne Ansehen der Person nach seinem Tun beurteilt, dann führt auch, solange ihr in der Fremde seid, ein Leben in Gottesfurcht!

Ihr wisst, dass ihr aus eurer nichtigen, von den Vätern ererbten Lebensweise nicht um einen vergänglichen Preis losgekauft wurdet, nicht um Silber oder Gold, sondern mit dem kostbaren Blut Christi, des Lammes ohne Fehl und Makel. Er war schon vor Grundlegung der Welt dazu ausersehen und euretwegen ist er am Ende der Zeiten erschienen.

Durch ihn seid ihr zum Glauben an Gott gekommen, der ihn von den Toten auferweckt und ihm die Herrlichkeit gegeben hat, sodass ihr an Gott glauben und auf ihn hoffen könnt.

Evangelium LK 24,13-35 Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas

Am ersten Tag der Woche waren zwei von den Jüngern Jesu auf dem Weg in ein Dorf namens Emmaus, das sechzig Stadien von Jerusalem entfernt ist.
Sie sprachen miteinander über all das, was sich ereignet hatte.

Und es geschah:
Während sie redeten und ihre Gedanken austauschten, kam Jesus selbst hinzu und ging mit ihnen. Doch ihre Augen waren gehalten, sodass sie ihn nicht erkannten.

Er fragte sie: Was sind das für Dinge, über die ihr auf eurem Weg miteinander redet?

Da blieben sie traurig stehen und der eine von ihnen - er hieß Kleopas - antwortete ihm: Bist du so fremd in Jerusalem, dass du als Einziger nicht weißt, was in diesen Tagen dort geschehen ist?

Er fragte sie: Was denn?

Sie antworteten ihm:
Das mit Jesus aus Nazaret. Er war ein Prophet, mächtig in Tat und Wort vor Gott und dem ganzen Volk. Doch unsere Hohepriester und Führer haben ihn zum Tod verurteilen und ans Kreuz schlagen lassen. Wir aber hatten gehofft, dass er der sei, der Israel erlösen werde. Und dazu ist heute schon der dritte Tag, seitdem das alles geschehen ist. Doch auch einige Frauen aus unserem Kreis haben uns in große Aufregung versetzt.
Sie waren in der Frühe beim Grab, fanden aber seinen Leichnam nicht. Als sie zurückkamen, erzählten sie, es seien ihnen Engel erschienen und hätten gesagt, er lebe. Einige von uns gingen dann zum Grab und fanden alles so, wie die Frauen gesagt hatten;
ihn selbst aber sahen sie nicht.

Da sagte er zu ihnen: Ihr Unverständigen, deren Herz zu träge ist, um alles zu glauben, was die Propheten gesagt haben. Musste nicht der Christus das erleiden und so in seine Herrlichkeit gelangen?

Und er legte ihnen dar, ausgehend von Mose und allen Propheten, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht. So erreichten sie das Dorf, zu dem sie unterwegs waren.

Jesus tat, als wolle er weitergehen, aber sie drängten ihn und sagten: Bleibe bei uns; denn es wird Abend, der Tag hat sich schon geneigt!
Da ging er mit hinein, um bei ihnen zu bleiben.

Und es geschah: Als er mit ihnen bei Tisch war, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach es und gab es ihnen.

Da wurden ihre Augen aufgetan und sie erkannten ihn; und er entschwand ihren Blicken.
Und sie sagten zueinander:
Brannte nicht unser Herz in uns, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schriften eröffnete?

Noch in derselben Stunde brachen sie auf und kehrten nach Jerusalem zurück und sie fanden die Elf und die mit ihnen versammelt waren.
Diese sagten: Der Herr ist wirklich auferstanden und ist dem Simon erschienen.
Da erzählten auch sie, was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach.

Homilie

An diesem Sonntag, der schon fast in der Mitte der Osterzeit steht, lädt uns die Lesung ein, schon auf das kommende Pfingstfest auszuschauen.

Pfingsten ist der Abschluss der Osterzeit und damit die Nahtstelle zwischen Ostern und dem "normalen" Jahreskreis. Mit diesem Pfingstfest verbinden wir gemeinhin die Vorstellung von Geistsendung und Missionsauftrag an die Kirche. Gerade in diesem Jahr spüren wir, das wir dazu eine Menge an Motivation benötigen...
Missionsauftrag aktuell?

Woher nehmen wir die Kraft und den Mut von Gottes Wirklichkeit zu sprechen und sie zu bezeugen?

Sehen wir uns dazu den biblischen Bericht von den Emmausjüngern etwas genauer an...
Die beiden Jünger sind - todtraurig - auf dem Weg aus Jerusalem nach Hause. Die Entwürfe eines Lebens mit ihrem Rabbi Jesus sind mit seinem Tod irreparabel zerstört. Traurigkeit gleitet ab in Resignation, die ihnen jeden Blick nimmt.

Und selbst die Worte des - unerkannten - Jesus dringen ins Ohr aber nicht in ihr Herz.
Trostloser kann die Szenerie kaum sein...

Mir ist hier sehr wichtig, dass Jesus sie in ihrer Situation ernst nimmt. Er wischt ihre Trauer nicht mit einem Federwisch weg, nein, er geht mit ihnen auch diesen Weg.
Ich bin überzeugt davon, dass es Jesus nicht schwergefallen hätte alles Leid, das sie spüren, auf einen Schlag zu beenden, doch offensichtlich ist dies nicht Gottes Plan.
Gott, in Person des Christus, geht mit ihnen zusammen durch ihr Leid.

Liebe Gläubigen, dieses Erlebnis ist vielen von uns momentan auch nicht fremd, Leid ist nicht nur theoretisch zu erahnen, sondern greifbar und konkret.
Wie sehr würde ich mir wünschen, dass Gott diesem Leiden ein schnelles Ende setzen würde, doch Gott ist erlebbar anders...
Auch heute gibt es ein deutlich gesteigertes Interesse an dieser Frage, gerade auch von Menschen, die den Antworten unseres Glaubens eher skeptisch gegenüber stehen.
Doch können wir dieser Skepsis unseren Glauben ernsthaft entgegensetzen?

Schauen wir auf das Ende der Erzählung von Emmaus. Die beiden Jünger verharrten nicht in ihrer Blindheit, sondern sie waren bereit, sich die Augen öffnen zu lassen, als sie zusammen das Brot brachen.
Dies ist der Punkt, an dem Gottes Wirklichkeit sich auch bei uns erweisen kann.
Schauen wir auf Gott, der sich in die Tiefen unserer Wirklichkeit begeben hat, dort aber nicht geblieben ist, sondern Leid und Tod höchstpersönlich durchlebt und durchlitten, aber am Ende überwunden hat.

Ja, der Gott unseres Glaubens ist machtvoll auch wenn wir es uns vielleicht in anderer Art und Weise wünschen würden.
Und noch einmal ein kurzer Blick in das Evangelium:
Die Jünger haben verstanden, dass Gott das Leiden nicht ausklammert, sondern es dadurch überwindet, das er ein Ziel gibt, das auf ewig alles Negative in ein großes Pluszeichen verwandelt.

Ich bekomme mehr Mut, wenn ich mir sagen lasse, dass Gott auf mich wartet.
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24.04.2020

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